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Facebook & Co: Social Marketing

Social Media Rallye

17.10.2011
Facebook & Co: Social Marketing
Persönlich adressierte Werbung funktioniert viel besser als Anzeigen, Prospekte oder Werbespots. Clevere Geschäftsleute vermarkten ihre Produkte via Facebook und laden Interessierte zu Verkaufspartys ein.

Angela Mathea hat zu einer Taschenparty eingeladen. Sie dient einem Zweck: Handtaschen verkaufen. Angela Mathea verkauft auch online, vor allem aber in Wohnzimmern. Manche der Partygäste kennen sich gar nicht persönlich, denn die eine oder andere Einladung erfolgte über Facebook.

Direktvermarkter wie Angela Mathea erobern die sozialen Netzwerke. Xing, Facebook und Twitter ergänzen die Mund-zu-Mund-Propaganda. Seit zwei Jahren verkauft die Betriebswirtin Taschen in Privaträumen. Um ihren Kundenkreis zu vergrößern hat sie sich mit Gleichgesinnten über ein soziales Netzwerk vernetzt: mit Katja Wegener, die Kosmetikprodukte vertreibt, und mit Tanja Klindworth, die Wellnesshotels vermittelt.

Gemeinsam hatten sie die Idee zu einem Preisausschreiben, neudeutsch: Social-Media-Rallye. Bei einer Art digitaler Schnitzeljagd werden die Teilnehmer selbst zu Werbeträgern. Sie sagen ihren Facebook-Freunden, dass ihnen die Onlineshops gefallen. Die wiederum sagen es ihren Freunden und so weiter ...

Janina Tödter hat eifrig den ",,gefällt mir""-Button gedrückt. Einen Monat lang hat sie jeden Morgen die Rallye-Seiten besucht, Fotos eingeschickt, Rätsel gelöst und die Seiten bekannter gemacht. Ihr Einsatz hat sich für sie gelohnt. Sie hat Preise gewonnen: eine Tasche und Beauty-Produkte.

Social Marketing statt teurer Werbung. Professor Hendrik Speck von der Fachhochschule Kaiserlautern hält das für eine schlaue Idee, denn Bannerwerbung im Internet wird von Usern allzu oft ausgeblendet. ",,Das magische Rezept von solchen Plattformen besteht in der existierenden Beziehung, die sie nicht nur zur Plattform selbst haben, sondern zu ihren Freunden. Basierend auf diesem Vertrauen, das sie zu ihnen haben, sind sie natürlich eher geneigt, den Empfehlungen zu folgen und deshalb das Produkt möglicherweise eher zu kaufen.""

Einer anderen Art Community gehören Natalie und ihre Mutter an. Sie sind ausgewählte Kunden mit Zugang zu virtuellen Verkaufspartys. Im Angebot: Luxusartikel zu Schleuderpreisen, begrenzt auf zwei, drei Tage. Über die Plattformen ,,vente privee" und ,,buy vip" bringen exklusive Hersteller ihre Saisonartikel sehr günstig an einen erlesenen Kreis - ohne Werbung und ohne den Ruf, ihre Ware zu verramschen. Natalie und ihre Mutter begeistern sich für Marken-BH für unter zehn Euro. 75 Prozent Preisnachlass! Das Besondere: Die Kundschaft kommt nur über Einladung und Empfehlung von Freunden. ",,Mit dem Einkaufen in derartiger Mitgliedschaft, erwerben sie natürlich auch die Illusion eines elitären Status, einer Mitgliedschaft in der höheren Gesellschaft"", erklärt Professor Speck.

Und Kunden, die ihre Freunde einladen, werden mit Gutscheinen belohnt. ",,Für Firmen ist mittlerweile klar, dass Social Marketing kein Hype als solcher ist. Es wird nicht einfach so verschwinden, sondern wird im Gegenteil wahrscheinlich die einzige Lösung sein, wie sie in Zukunft noch Produkte direkt an den Mann oder die Frau bringen können"", vermutet der Experte.

Auch am Ende der Taschenparty von Angela Mathea haben drei Taschen die Besitzerin gewechselt. Dazu wurden drei Flaschen Sekt geköpft und die Gastgeberin hat ein Geschenk bekommen - ganz wie in guten alten Tupperparty-Zeiten.

Download WDR, Sendung markt vom 17.10.2011 / Autor: Edith Dietrich, Beatrix von Kalben